Kaum eine andere Zeit als die letzten 3 Jahre haben der Fondsindustrie in Europa solch durchgreifende Änderungen beschert. Gesetzgeber und öffentliche Institutionen, allen voran die europäische Wertpapieraufsicht, übergeben den Staffelstab beim grenzüberschreitenden Wettlauf um maximalen Anlegerschutz und Transparenz. Kein Produkt zur kollektiven Geldanlage soll als grauer Fleck im regulierten Kapitalmarkt mehr übrig bleiben. Zum Ende des ersten Quartals in diesem Jahr schauen trotzdem viele Marktteilnehmer für ihr Fondsgeschäft wieder optimistischer in die Zukunft. Zumindest sehen sie Licht im Tunnel durch das Dickicht von Gesetzen, Verordnungen und Verlautbarungen. Doch Vorsicht ist geboten – es könnten auch die Lichter eines entgegenkommenden Zuges sein! Von diesem Gefühl wird man zumindest beschlichen, wenn man das Kapitel 3 des Berichtes des IWF vom April 2015 liest. Bisher war die Quelle beinahe aller regulatorischen Änderungen für Fonds das Ziel des Anlegerschutzes. Daher auch die berechtigte Hoffnung, dass diese Quelle irgendwann versiegen möge, weil mehr Schutz nur noch durch Verbot gewährleistet werden könnte.
Nun aber wird im IWF-Report ein neuer Ursprung möglicher regulatorischer Wellen erkennbar: Risiken für die Stabilität des Finanzsystems, die von Fonds bei Divergenz zwischen der Liquidität der Assets und den Rückgabemöglichkeiten der Anteile ausgehen können. Zweifelsohne lässt sich aus dem aktuell weltweit gemanagten Asset Volumen – mit 75 Billionen USD größer als das globale BIP – eine solche Gefahr plausibel darstellen.
Vor diesem Hintergrund sind in Kapitel 3 (ab Seite 93) des IWF-Reports Ergebnisse empirischer Analysen zu Systemrisiken durch plain-vanilla-Fonds und ETFs beschrieben sowie Vorschläge zu mehr Überwachung, höheren Rücknahmeabschlägen, geschlossenen Strukturen oder Liquiditäts-Stresstests genannt. Solche Tests der Liquiditätsquoten unter bestimmten Szenarien und unter Berücksichtigung der Struktur in den Fonds werden allerdings schon seit geraumer Zeit von Asset Managern durchgeführt. Bleibt abzuwarten, ob und in welcher Form Gesetzgeber rund um den Globus diesen Ball aufnehmen werden.
Hier Auszüge aus dem Bericht:
“Bond funds have grown significantly, funds have been investing in less liquid assets, and the volume of investment products offered to the general public in advanced economies has expanded substantially. Risks from some segments of the industry—leveraged hedge funds and money market funds—are already widely recognized. However, opinions are divided about the nature and magnitude of any associated risks from less leveraged, “plain-vanilla” investment products such as mutual funds and exchange-traded funds. This chapter examines systemic risks related to these products conceptually and empirically. In principle, even these plain-vanilla funds can pose financial stability risks. The delegation of day-to-day portfolio management introduces incentive problems between end investors and portfolio managers, which can encourage destabilizing behavior and amplify shocks. Easy redemption options and the presence of a “first-mover” advantage can create risks of a run, and the resulting price dynamics can spread to other parts of the financial system through funding markets and balance sheet and collateral channels.
Oversight of the industry should be strengthened, with better microprudential supervision of risks and through the adoption of a macroprudential orientation. Securities regulators should shift to a more hands-on supervisory model, supported by global standards on supervision and better data and risk indicators. The roles and adequacy of existing risk management tools, including liquidity requirements, fees, and fund share pricing rules, should be reexamined, taking into account the industry’s role in systemic risk and the diversity of its products.”
Den Report (relevant ab Kapitel 3) gibt es auf der Webseite des IWF zum download: http://www.imf.org/external/pubs/ft/survey/so/2015/pol040815b.htm
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